von Leonie Habisch HAZ - Anzeiger Burgdorf/Uetze vom 08.03.2023

Auf dem Weg zur Besprechung mit ihrem Team grüßt Ulrike Bode eine Schülerin im Flur der Berufsbildenden Schulen Burgdorf mit Namen. Als Schulsozialarbeiterin kennt sie viele der jungen Frauen und Männer persönlich, wenn auch nicht alle. Mit zwei Kolleginnen und einem Kollegen kümmert sie sich um alle kleinen und großen Anliegen der jungen Menschen. Manchmal organisiert sie auch Sozialtrainings, bei denen Klassen Aufgaben im Team lösen müssen, oder Tagesausflüge in den Hochseilgarten nach Hannover.

Im Alltag ist sie viel in der Schule unterwegs. „Nur so schaffen wir es, Vertrauen zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen. Wir müssen präsent sein“, sagt Bode. Viel Zeit haben die pädagogischen Fachkräfte nicht, denn im Gegensatz zu anderen Schulformen sind die Auszubildenden nur wenige Tage pro Woche anwesend. Und die Vollzeitschüler sind nur für ein bis zwei Jahre an der Schule.

Dennoch wenden sich oft Schüler an sie und wollen reden. „Unsere wichtigste Ressource ist Zeit“, sagt Bodes Kollegin Nina Zado. Anders als die Lehrer sind sie an keinen Stundenplan gebunden. Schüler können auch nach dem Unterricht zu einem Gespräch kommen oder sich mit den Sozialarbeitern an einem anderen Ort treffen, wenn es ihnen unangenehm ist, gesehen zu werden. „Die Berufsschule ist wie ein Dorf“, sagt Bode. Man bekommt alle Erfahrungen, die zum Leben dazugehören mit. „Wir haben alleinerziehende Frauen, die eine Umschulung machen, und wir haben Jugendliche, die gerade 16 Jahre alt geworden sind“, sagt Bode.

Neulich half sie dann einer Mutter, einen Betreuungsplatz zu finden, weil die Kita-Zeiten nach einer Änderung nicht mehr mit ihren Arbeitszeiten vereinbar waren. Aber auch typische Teenagerprobleme wie der erste Liebeskummer können für Gesprächsbedarf sorgen. Bode sagt: „Kein Thema ist zu doof, um damit zu uns zu kommen.“ Das ist ihr wichtig, denn oft würden Schüler nach einem Gespräch sagen: „Ich bin jetzt erleichtert, denn ich wusste gar nicht, ob das passt“. Aber es passt immer – zumindest für ein erstes Gespräch.

Auch das Team Schulsozialarbeit stößt mal an seine Grenzen. Zum Beispiel, wenn es um Wohnungslosigkeit geht. Manchmal überschätzen Auszubildende ihre Finanzen und können dann die Miete nicht mehr bezahlen. Oder es ändern sich Lebensumstände, zum Teil gibt es auch Konflikte mit den Eltern. „Die meisten halten sich dann lange mit Couchsurfing bei ihren Freunden über Wasser“, sagt Bode.

Sie kann die Jugendlichen zwar zu der Beratungsstelle „Auf Kurs“ in Hannover begleiten, aber nicht immer findet sich eine Lösung. „Natürlich geht es uns ans Herz, wenn ein Schüler zu Hause rausfliegt und keinen sicheren Ort mehr hat“, sagt sie. Was ihr hilft, mit herausfordernden Fällen umzugehen, seien das Miteinander im Team und die Supervision mit Kollegen von anderen Schulen. Und sie zieht auch Grenzen: „Wir sind Profi genug zu sagen, das sind nicht meine Probleme. Ich engagiere mich gerne, aber ich kann die Welt nicht retten.“

Die Welt kann sie zwar nicht retten, aber Erfolge sieht sie trotzdem. „Wenn sich ein Schüler öffnen kann, finde ich das toll und mutig“, sagt Bode. Oft hat sie auch Schüler, die große Probleme damit haben, einen Praktikumsplatz zu finden. „Wenn die dann freudestrahlend wiederkommen, sagen sie natürlich nicht: ‚Danke Frau Bode, dass Sie mich so toll beraten haben‘, sondern sind erstmal stolz auf sich selbst und das ist auch gut so“, sagt sie.

Aber sie zieht trotzdem eine große Arbeitszufriedenheit daraus. Außerdem bedanken sich die meisten Jugendlichen nach einer Beratung. „Wir haben zwar nicht immer eine Lösung parat, aber wir können gemeinsam danach suchen. Der Schüler hat es selbst in der Hand.“

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Besprechen die nächsten Vorhaben: Hendrik Alberts (v.l.), Ulrike Bode, Nina Zado und Katja Ewald. Foto: Leonie Habisch