„Verschwenderlein“ heißt das Spiel, mit dem Absolventen der Fachschule für Hauswirtschaft
der BBS Burgdorf bei einem landesweiten Wettbewerb Platz zwei belegt haben.

Von Martin Lauber HAZ - Anzeiger Burdorf vom 7. Juli 2021 Burgdorf

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Die Klasse HW0A hat das Gesellschaftsspiel namens Verschwenderlein ausgetüftelt. Mit dabei waren Nathalie (16, von links), Laura (17), Timo (18), Scherivan (17), BBS-Lehrerin Martina Stockter und Dana (18). Foto: Martin Lauber

Burgdorf. Den missratenen Kuchen hatte Nathalie damals einfach weggeworfen, heute würde sie das nicht noch einmal machen, versichert die 16-Jährige. „Da wird einem erst bewusst, wie viel man eigentlich verschwendet“, pflichtet Dana (18) ihrer Klassenkameradin bei und würfelt für ihren nächsten Zug. Gemeinsam mit weiteren Absolventinnen der einjährigen Berufsfachschule Hauswirtschaft an der BBS Burgdorf sitzt sie am Spieltisch, um Lebensmittel-„Retter“ zu werden. Denn dies ist das offizielle Ziel des selbst erfundenen Spiels, dem die Klasse HW0A gleichwohl den ironischen Namen Verschwenderlein“ gegeben hat.

Mit ihm hat sie bei einem landesweiten Ideenwettbewerb des Zentrums für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (ZEHN) den mit 1000 Euro dotierten zweiten Platz in ihrer Altersgruppe gewonnen. Überreicht wurde die Prämie am Montag von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast in Hannover.

„Ich werfe nix weg“

Holprig überschrieben hatte ZEHN seine Ausschreibung mit dem programmatischen Titel „Mit Lebensmittelwertschätzung Schule machen“. Im stark am Alltag orientierten Hauswirtschaftsunterricht von Martina Stockter ist das sowieso ein zentrales Thema, das sie nach eigener Aussage immer wieder zwischendurch einstreut. Das beginne beim bewussten Einkauf, gehe weiter beim sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln und berühre auch den wirtschaftlichen Aspekt. „Wegschmeißen heißt ja auch, Geld zu verlieren“, erklärt die BBS-Lehrerin.

Als Gemeinschaftsprojekt fürs Homeschooling in der Corona-Zeit sei der Ideenwettbewerb von ZEHN auf jeden Fall wie gerufen gekommen. Alle zwölf Schüler der Klasse hatten für eine Teilnahme gestimmt, auch Scherivan. Warum? „Ich schmeiße ungern Lebensmittel weg, darauf achte ich“, sagt die 17-Jährige. Auch für Timo (18) ist klar: „Ich bin ein Typ, der nix wegwirft. Wir verwerten zu Hause alles.“

Mit schrumpliger Paprika

In Videokonferenzen wurde wochenlang gemeinsam an der Gestaltung des (runden) Spielfeldes und den Regeln getüftelt, Fragen und lehrreiche Antworten wurden formuliert. Seine Botschaft vermittelt Verschwenderlein zwar spielerisch, aber mit viel Nachdruck.

Erweist es sich zum Beispiel, dass Mitspielende keine Ahnung haben, was mit angebrochenen Lebensmitteln anzufangen ist, müssen sie 50 Euro bezahlen und sogar 90 Euro, wenn Lebensmittel im Mülleimer landen. „Retter“ dagegen bekommen beispielsweise 30 Euro, wenn sie verschrumpelte Paprika und welligen Schinken noch in eine leckere Pizza verwandeln oder welke Äpfel für einen Kuchen verwenden. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Gelegenheit zu Lebensmittelspenden an die Tafel.

Mit Gewinn ins Restaurant

Lehrerin Stockter hat alle Ideen grafisch umgesetzt, den Spiel-Prototyp in vielen Details fotografiert und als Sammeldatei per E-Mail an die Jury geschickt – einer von insgesamt 54 Beiträgen. „Die Auswahl aus den vielen tollen Einsendungen war für die Jury eine große Herausforderung“, sagt Talke Gristede, die den Wettbewerb im ZEHN koordiniert hat.

Ihren Gewinn wollen die erfolgreichen Burgdorfer BBS-Absolventen für einen gemeinsamen Zoo- und Restaurantbesuch am Tag vor Ferienbeginn ausgeben. Mit ihrem an der Fachschule für Hauswirtschaft frisch erworbenen Hauptschulabschluss haben sie unterschiedliche Pläne: Wer sich nicht für eine Ausbildungsstelle beworben hat, will den Realschulabschluss nachholen oder ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr ableisten.