Nach der Corona-Pandemie fand in diesem Jahr endlich wieder eine Fahrt nach Polen mit den angehenden Technikern der Fachschule Fahrzeugtechnik der Berufsbildenden Schulen Burgdorf statt. Seit 25 Jahren wird diese Tradition nun auch weiter hochgehalten. Die verantwortliche Lehrkraft für diese Studienfahrt ist Annette Achmus, Lehrkraft für Mathematik und Projektmanagement.

Betriebsbesichtigungen z. B. bei Faurecia, Toyota, Jelcz sowie in örtlichen Betrieben der Granit- und Porzellanproduktion standen bisher regelmäßig auf dem Programm. Der Einblick in betriebliche Abläufe und die Umsetzung von Qualitätsmanagement standen bei diesen Besichtigungen im Vordergrund. Wir hoffen sehr, dass wir im nächsten Jahr wieder Gelegenheit dazu bekommen werden. Auf dem Programm stand diesmal ein Seminar zum Thema Projektmanagement mit dem Schwerpunkt Kanban. Für die technische Schwerpunktsetzung wurde ein Museum für Kraftfahrzeuge besichtigt. Weitere Schwerpunkte sind die Erkundung der Gegend im Hinblick auf Landschaft, Kultur und Geschichte. Die Vorbereitung zu allen Besichtigungen wurde von den Teilnehmern selber übernommen. Das Highlight der Fahrt ist, wie bisher jedes Jahr, das ausgiebige Gespräch mit einer Zeitzeugin, der inzwischen 94-jährigen Melitta Sallai. Bis zu ihrem 17. Lebensjahr lebte sie in dem Schloss in Murau (Niederschlesien), welches heute eine internationale Begegnungsstätte (Morawa) ist. Nach spannenden Umwegen lebt sie seit 1991 wieder dort. Sie hat mit ihrer Familie und polnischer Unterstützung die Stiftung zur Heiligen Hedwig gegründet. Heute lebt sie in dem Schloss in einer kleinen Wohnung zur Miete und berichtet über die spannenden Erfahrungen und Erlebnisse aus ihrem Leben.

Reisebericht:

Die Anreise wurde zum Besuch eines außergewöhnlichen historischen Bauwerks genutzt. Die evangelische Friedenskirche „Zum heiligen Geist“ in Jawor (Jauer)

Abb2 Reisebericht FSM21Sie ist eine von zwei verbliebenen sakralen Fachwerkbauten in Schlesien und seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe.

Im Jahr 1648, nach dem dreißigjährigen Krieg, unter der Herrschaft der katholischen Habsburger Monarchie, erhielt die evangelische Kirche durch den Westfälischen Frieden die Erlaubnis 3 Kirchen zu errichten. Diese Erlaubnis war jedoch an strenge Vorgaben geknüpft. So besagten diese Vorgaben, dass nur vergängliche Materialien wie Holz, Stroh und Lehm verwendet werden durften. Dadurch war der Einsatz von Ziegeln und Steinen nicht möglich. Weiterhin durfte die Bauzeit nicht mehr als ein Jahr betragen und die Kirche musste einen Kanonenschuss von der Stadtmauer entfernt liegen. Außerdem hatte die Gemeinde die anfallenden Kosten selbst zu tragen.

Grundsteinlegung für die Friedenskirche „Zum heiligen Geist“ war im April 1655. Schon am 23.Dezember 1655 wurde der Bau eingeweiht. Die barocke Innengestaltung zog sich über die folgenden zehn Jahre und wurde nahezu ausschließlich von schlesischen Handwerkern ausgeführt. Auf mehreren Etagen bietet dieses Gotteshaus 5500 Personen Platz.

Am Nachmittag erreichen wir Schloss Morowa, welches der Stiftung Heilige Hedwig gehört. Das Schloss wurde 1864 durch Eduard von Kramsta erbaut. Die Erben des Schlosses waren Nichte Maria von Kramsta und sein Neffe Hans-Christoph von Wietersheim. Die Familie von Wietersheim lebte dort mit 7 Kindern bis Januar 1945. Nach der Flucht der Familie und der Annektierung Niederschlesiens durch Polen folgten 50 Jahre Kommunismus. Das Haus verfiel nicht, da es durch Heimatschutz bzw. Zivilschutz und als Sommerferienlager für Schulkinder genutzt wurde. Alle ehemaligen Möbel und Einrichtungsgegenstände von damals sind allerdings nicht mehr vorhanden. Alle Möbel wurden durch Spenden organisiert. Als der Zusammenbruch des Kommunismus begann, stand das Haus leer und drohte zu verfallen.

Heute gehört zu dem Schloss auch ein großes Grundstück, dass die Stiftung mit übernehmen musst. Die Finanzierung des Kindergartens und der gesamten Anlage sollte durch Veranstaltungen mit Schwerpunkt: Geschichte, Pädagogik, Psychologie und Sprache, Kunst und Musik sowie internationale Begegnungen erreicht werden. In dem Schloss befinden sich unter anderem eine Bibliothek, Schulungsräume und insgesamt 20 Gästezimmer mit 43 Betten.

Nach dem Bezug der Zimmer und einem gemütlichen Abendessen wurde der Abend für den Einstieg in das KANBAN-System für Projektmanagement genutzt. Kanban ist eine agile Methode für evolutionäres Changemanagement. Das bedeutet, dass ein bestehender Prozess in kleine Schritte eingeteilt und dieser dadurch verbessert wird. Indem viele kleine Aufgaben durchgeführt werden, wird das Risiko für jede einzelne Maßnahme reduziert. Das Kanban-Board ermöglicht es, die anliegenden Arbeiten nicht nur konkret zu formulieren und sichtbar zu machen, sondern gleichzeitig deutlich zu machen in welchem Status sich die Aufgaben befinden (zu erledigen, dringend, in Bearbeitung, Hilfe ist erforderlich, Kontrollieren, fertig). Die Anzahl der Aufgaben, die jedes Teammitglied gleichzeitig übernehmen soll, wird ebenfalls sichtbar und dadurch auch beschränkbar, sodass die Aufgaben auch in der vorgesehenen Zeit zu erledigen sind. Die Visualisierung hilft, den Arbeitsauflauf zu optimieren und Ressourcen zu schonen.

Der Vortrag wurde von Peter Schulze gehalten. Er ist Lehrkraft für Qualitätsmanagement und Berufspädagogik. Auf der Basis des hier Gelernten wurde während der weiteren Fahrt immer wieder in Gruppen über die Umsetzung und auch die Zielsetzungen der eigenen Jahresprojekte diskutiert. Die Projektgruppen hatten Gelegenheit, sich in einer druckfreien Atmosphäre besser kennen zu lernen und über Ihre Vorstellungen auszutauschen. Die gemeinsamen Abende konnten wir am Kamin genießen. Vincenco, Lars und Björn hackten dafür das Holz im Schlosshof. Für Dienstag stand der Besuch des Schlosses Fürstenstein auf dem Programm.

Abb6 Reisebereicht FSM21

Das Schloss liegt in der Stadt Waldenburg, mit ihren 140 000 Einwohnern. Vermutlich wurde die Stadt bei der Rodung des Grenzwaldes ca. 1290 von Bolko dem 1. gegründet. Nach 1945 flüchten die deutschen Bewohner Richtung Westen und die Polen aus den Gebieten der heutigen Westukraine wurden dorthin zwangsumgesiedelt. Die deutschen Bewohner hatten den Bergbau zum Abbau der Braukohle als wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. Die neu ankommenden Polen mussten dies erst lernen. Bis 1990 war der Kohleabbau der wichtigste Industriezweig. Heute wird in der gesamten Region vor allem Granit abgebaut. (Vincenzo)

Den Vortrag über das Schloss hat Yannick vorbereitet. Das Schloss Fürstenstein ist das größte Schloss Schlesiens. Herzog Bolko I. von Schweidnitz errichtete Ende des 13. Jahrhunderts die höher gelegene Burg Fürstenstein, da die alte Burg die Schutzfunktion nicht mehr gewährleisten konnte. Zum Burgbezirk gehörten Salzbrunn, Polsnitz, Zirlau und die Stadt Freiburg.

Der letzte Fürst Bolko verstarb eine Woche vor unserem Besuch. Die Besichtigung des Schlosses wird seit der Suche nach dem „Goldzug“ ganz in der Nähe mit einem Kopfhörersystem durchgeführt, was jeder Besucherin und jedem Besucher sein eigenes Besichtigungstempo ermöglicht. Zu sehen sind mittelalterliche, romanische bis hin zu barocken Baustilen, die durch den ständigen Ausbau und die Anpassung des Bauwerkes an jeweils moderne Gegebenheiten erforderlich wurden. Insbesondere die Fürstin Dasy investierte mehr als es ihr eigentlich möglich war in den Prunk des Gebäudes. Sogar ein ehemaliger Anbau eines Plumpsklos ist nach wie vor vorhanden, auch wenn dieser sich heute über einem Innenhof befindet. Rund um das Schloss sind wunderschöne Gärten auf Terrassen angelegt. Das Schloss liegt hoch über dem es umgebenden Tal und ist nur über einen Zugang zu erreichen.

Das Schloss in der Nazizeit:

1943 erfolgte die Beschlagnahmung durch den NS-Staat. Die Nazis wollten hier das Kellersystem im Rahmen des „Projektes Riese“ als Lager-, Aufenthalts- und Führungsort höherer Führungsstäbe ausbauen und eine Stützpunkt für Hitler errichten. Heute können viele dieser Bauten und Bauvorhaben besichtigt werden, nachdem in den letzten Jahren vermauerte Wände geöffnet wurden und die dahinterliegenden Umbauten mit Stahl und Beton und einem Lift bis in tiefe Kellerschächte freigelegt wurden. Das Gangsystem, mit einer Gesamtlänge von etwa 2 km unterhalb des Schlosses, wurde unter größter Geheimhaltung durch KZ-Häftlinge des KZ Groß-Rosen errichtet.

Der Komplex Riese umfasst noch weit größere unterirdische Bauwerke, von denen wir in der Folge eines besuchten, ebenso stand auch „Groß-Rosen“ auf dem Programm.

Abb7 Reisebericht FSM21

In der Stadt Osowka finden wir einen Eingang in das riesige Tunnelsystem des Projektes Riese. Hier sollte vermutlich nicht nur ein Lazarett erbaut werden, sondern möglicherweise auch die Produktionsstätte für die „V2“. Genaues kann heute jedoch nicht gesagt werden. Einige der Bauwerke sind noch in einem unfertigen Zustand, sodass die einzelnen Bauphasen zu beobachten sind. Das Klima hier unten ist kühl und sehr feucht, und die Vorstellung, wie menschenverachtend hier Häftlinge aus Groß-Rosen für die Arbeiten missbraucht wurden, macht uns sehr betroffen. Die Gigantomanie in Verbindung mit der Vernichtung von Menschenleben ist erschreckend.

Abb8 Reisebericht FSM21

Den scharfen Gegensatz zu diesen erschreckenden Möglichkeiten, die Menschen entwickeln können, um Vernichtung und Qual zu schaffen, stellt die Besichtigung der Friedenskirche in Schweidnitz am Mittwoch dar. Sie steht für die positive Kraft, die von einer menschlichen Gemeinschaft ausgehen kann. Wie für die Friedenskirche in Jauer, galten auch hier die gleichen Voraussetzungen für den Bau einer protestantischen Kirche. Nach der Fertigstellung der Kirche wurden dort sonntags mindestens 3 Gottesdienste und der dazugehörige Markt veranstaltet. Da in dieser Kirche bis zu 7000 Besucher Platz fanden, kann man sich die Größe der wöchentlichen Veranstaltung dort vorstellen. Die beiden Fachwerkkirchen stehen bis heute, weil sie in Kriegszeiten als Lazarette dienten und von der Bevölkerung geschützt wurden. So konnte Feuer sie nicht zerstören.

Abb9 Reisebericht FSM21

Bis heute werden beide Kirchen spendenfinanziert restauriert. So manches Detail hat uns überrascht. Zum Beispiel die Sanduhr auf dem Altar, die die Redezeit des Pastors beschränkt…

Es folgte der technische Teil der Fahrt, die Besichtigung eines Museums für historische Kraftfahrzeuge. Einer der ersten Fahrzeugmotoren wurde in seiner Zeit offen zur Schau gestellt, nicht vollständig eingepackt, damit man, wie es heute üblich wird, unter der Motorhaube nichts sehen kann. Die Schnittdarstellungen durch verschiedene Fahrzeuge oder Bauteile erinnern an so manches Technikerprojekt, welches in der Berufsbildenden Schule Burgdorf zu besichtigen ist. Dieser Besuch gibt wieder viel Anlass, sich mit dem Jahresprojekt auseinander zu setzen.

Am Abend hatten wir viel Gelegenheit den Geschichten von Melitta zuzuhören. Sie erzählte von ihrer Kindheit, ihrer Erfahrung in der „Reichskristallnacht“, die sie sehr erschreckte und bei ihren Eltern fast zum Streit führte. Sie konnten sich nicht einig werden, ob die Kinder die Hintergründe dieser Taten erfahren sollten oder nicht, da die Eltern ihre Familie nicht in Gefahr bringen wollten. Sie erzählte auch von ihrer Zeit in Angola, wo sie 25 Jahre gelebt hat und eine kleine Kaffeefarm mit ihrem ungarischen Ehemann betrieb. Sie erlebte dort auch die Revolution, blieb jedoch dort. Sie berichtete auch, wie sie aufgrund eines Besuches ihrer Schwester Thesi die Aufforderung der polnischen Bewohner Muraus erhielten, dort etwas aus dem Gebäude zu machen, damit es nicht verfalle. So entschloss sich die Familie dazu, dort einen Montessori-Kindergarten einzurichten, um den Kindern der umliegenden Dörfer einen Kindergartenplatz zu ermöglichen. Spendenfinanziert wird dieser bis heute sehr erfolgreich betrieben. Die Räume ziehen demnächst in ein Nebengebäude um, welches jetzt fertig restauriert wurde. Wir haben staunend zugehört und viel gelacht. Melitta ist trotz ihres hohen Alters immer noch so interessiert an ihren Gästen, sodass sie mit uns bis morgens um halb eins am Kamin saß. Vielen Dank dafür!

Der Donnerstag war der Besichtigung Breslaus /Wroclaw vorbehalten. Wir hatten einen ganzen Tag Zeit, die Stadt zu Fuß und mit einer kleinen Bootstour zu erkunden. Die Dominsel wird über die Liebesbrücke (Most Tumski) erreicht. Auf dieser Insel sind nicht nur mehrere Kirchen und der Dom, sondern auch der Bischofssitz und die kirchlichen Hochschulen zu finden

Der Breslauer Dom wurde zwischen 1244 und 1341 im Stil der Gotik errichtet. Seine Höhe beträgt 98 Meter und er besitzt die höchsten Kirchtürme der Stadt. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde der Dom durch die einrückende Rote Armee schwer beschädigt. Besonders gravierend war der Bombenangriff am 2. April 1945. 70 % der Bausubstanz wurde zerstört. Der vorläufige Wiederaufbau unter der Leitung von Marcin Bukowski wurde im Jahre 1951 abgeschlossen. Der Wiederaufbau ermöglicht es uns, vom Turm aus einen wundervollen Blick auf die Stadt Wroclaw zu werfen. Im Dom befindet sich das Grabmal des Kardinals Adolf Bertram. Er war der letzte deutsche Erzbischof von Schlesien. Obwohl er bereits im Jahre 1945 gestorben war, konnte er erst im Jahre 1991 in „seiner“ Kirche begraben werden.

Die Fahrt auf der Oder, ließ uns an der Technischen Universität und dem Zoo vorbeifahren. Gemütliche Plätze laden dort die Studenten zur Mittagspause ein.

 Die Markthalle ist nicht nur wegen ihrer Blumenpracht und den frischen Lebensmitteln ein lohnender Ort. Sie wurde 1908 als erster Stahlbetonbau errichtet. Hier verbinden sich die Eigenschaften von Stahl (Zugfestigkeit) mit der des Betons (Druckfestigkeit). Die Bögen erinnern an den gotischen Baustil, des Doms oder auch an die Parabeln, die im Mathematikunterricht behandelt wurden. Wir nehmen allerdings an, dass die Bögen nicht optimal durch eine Parabel abgebildet werden, ein Ziel für die nächsten Unterrichtsstunden, diese These zu überprüfen.

Was hält eigentlich eine Nation zusammen? Ein Beispiel hierfür ist das Nationaldenkmal der Polen, das „Rundbild“. Es stellt den einzigen Kampf dar, den die Polen gegen die Russen gewonnen haben! Das Bild wurde während des Kommunismus versteckt gehalten und konnte erst im Anschluss restauriert und ausgestellt werden. Die Kunstfertigkeit der Darstellung ist das eine faszinierende an diesem Denkmal, die Ausgestaltung, die den Eindruck einer realen Landschaft ermöglicht, ganz ohne digitale Mittel, das andere. Aber der Stolz der Polen auf ihren gemeinschaftlichen Erfolg, schwingt so lebendig während der Besichtigung mit, dass man diesen selber spüren kann.

Romeo hielt uns den Vortrag über die Universität Breslau. Der böhmische Landesherr, König Vladislav II. beauftragte am 20. Juli 1505 die Gründung einer Universität in Breslau, die jedoch aufgrund religionspolitischer Gründe sowie zahlreicher Kriege und scharfen Widerstandes der Universität Krakau nicht als Gebäude errichtet werden konnte. Das Jesuitenkolleg wurde erst 1702 in eine Universität durch Kaiser Leopold umgewandelt. Als nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 Breslau mit fast ganz Schlesien an Preußen fiel, verlor die Akademie ihren gegenreformatorischen Charakter, blieb aber als konfessionelle Hochschule für die Ausbildung des katholischen Klerus in Preußen bestehen. Nach dem Sieg der Roten Armee in der Schlacht um Breslau wurde die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität geschlossen. Schon im November 1945 wurde die bis dahin deutsche Universität als polnische Universität wiedereröffnet.

In den verschiedenen Fakultäten kann man Folgendes studieren: Philologie, Geschichte und Pädagogik, Recht, Wirtschaft und Ökonomie, Physik und Astronomie, Biotechnologie, Biologie, Geographie, Geologie und Umweltbildung, Sozialwissenschaften, Chemie, Mathematik und Informatik. Nicht zu vergessen ist die Berufung im Jahr 1912 von Professor Alois Alzheimer, der sich mit der gleichnamigen Krankheit auseinandergesetzt hat. Im Jahr 2001 wurde mit dem Ziel der Völkerverständigung und des Wissenstransfers, die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Universität Wrocław (Breslau) e. V. gegründet

Das Breslauer Rathaus wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Damals bestand es lediglich aus dem Keller, Erdgeschoss, einem Saal im Dachgeschoss und einem Westturm. Es diente hauptsächlich dem Handel, was etwas damit zu tun hat, dass es inmitten des drittgrößten Marktplatzes von Polen steht, der auch einer der größten Europas ist. 1328 wurde das Rathaus um ein zweites Geschoss erweitert, doch der größte Umbau erfolgte erst ab dem Jahr 1470 bis 1480. Dabei wurde das Gebäude fast verdoppelt. Die Ostfassade wurde dabei im spätgotischen Stil gestaltet, an der heute die astronomische Uhr hängt, welche aus dem Jahr 1580 stammt. Links von der Ostfassade befindet sich die Südfassade. Diese entstammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, mit den Erkern und Skulpturen und soll Szenen aus dem mittelalterlichen Stadtleben darstellen. Der heutige Westturm wurde 1588 bis 1595 im Stil der Renaissance gebaut, ist über 66m hoch und ist somit der höchste Punkt des Rathauses. 1860 bis 1863 wurde auf dem Grundstück des alten Leinwandhauses, das Rathaus im neogotischen Stil erweitert.

Während des zweiten Weltkrieges wurde das Rathaus leicht beschädigt, hauptsächlich aber das Dach. Diese Beschädigungen wurden in den Jahren 1949 bis 1953 wieder repariert. In dem Keller des Rathauses sitzt die bekannte und mehr als 700 Jahre alte Bierwirtschaft „Schweidnitzer Keller“. Das Bier dort hat nicht bei allen gleich großen Anklang gefunden. Auch waren die Räumlichkeiten nicht sehr historisch gehalten. Wir haben das Lokal gerne gewechselt.

Nach dem Rundgang um den Rathausring besichtigten wir auch den angeschlossenen Salzmarkt. Den Vortrag hielt uns Björn.

Erste geschichtliche Erwähnungen gehen auf 1242 zurück. Auf dem Marktplatz wurde Salz gehandelt, das zu seiner Zeit ein sehr kostbares Gut war und als Lebensmittelkonservierungs-mittel verwendet wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die meisten Häuser beschädigt oder zerstört. Im Jahre 1961 wurden die Fassaden rekonstruiert. Heutzutage ist der Markt ein Blumenmarkt der ganztägig 24/7 geöffnet ist. In den umliegenden Häusern befinden sich zahlreiche Restaurants und Cafés.

 Der Abschied aus Morawa fiel uns allen sehr schwer, die Aussicht auf weitere Fahrten dort hin, tröstet. Marzena Szwegler als Leiterin der Stiftung, ist uns bei der Organisation eine unbezahlbare Hilfe. DANKE!

Zum Abschluss der Studienfahrt fehlt noch der Besuch in Groß Rosen. Den Vortrag hat uns Pascal gehalten. Das Arbeitslager Groß Rosen entstand am 2. August 1940 als Nebenlager des KZ Sachsenhausen. Der Standort wurde nicht zufällig ausgewählt, sondern hatte einen wirtschaftlichen Aspekt, da in der Nähe ein Steinbruch gelegen war. Dieser wurde im Mai 1940 von der Erd- und Steinwerke GmbH gekauft. Diese Firma wurde von der SS gegründet, und sollte die Bauvorhaben von Hitler mit Gestein versorgen. Bei der Gründung von Groß Rosen gab es zunächst nur zwei Häftlingsbaracken, es wurde jedoch stetig erweitert. Am 1. Mai 1941 erhielt Groß Rosen den Status eines eigenständigen Konzentrationslagers. 1942 wurde mit dem Bau eines Krematoriums begonnen. 1944 zog eine Forschungsstelle für Hochfrequenz-Technik in das KZ ein.

Zu Groß Rosen gehörten einige Nebenlager, diese entstanden zum Großteil aber erst 1944. Es wird geschätzt das Groß Rosen zirka 100 Nebenlager besaß, einige der bekanntesten sind der Lagerkomplex RIESE im Eulengebirge und das Außenlager Brünlitz. Hier gelang es dem Unternehmer Oskar Schindler, die von im geschützten Juden, in Sicherheit zu bringen. Es wird geschätzt, dass in Groß Rosen zwischen 1940 bis 1945 zirka 130 000 Menschen inhaftiert waren und von diesen 40 000 - 45 000 Menschen in dieser Zeit ihr Leben verloren haben. Der Großteil der Gefangenen stammte aus Polen und Russland, aber auch Kriegsgefangene aus Frankreich und Belgien waren hier inhaftiert. Als am 13. Februar 1945 die Russen Groß Rosen erreichten, waren nur noch wenige Gefangene im Lager, der größte Teil war bereits in andere Konzentrationslager, die weiter im Westen gelegen waren, verlegt worden.

Abb27 Reisebericht FSM21

Angefüllt mit diesen vielfältigen Eindrücken machten wir uns auf die Heimreise und suchten das Abenteuer mit der Deutschen Bahn. Nach nur ca. 4 Stunden Verspätung und sehr viel Freundlichkeit der Bahnmitarbeiter kamen wir zufrieden in Hannover an.

Bilder: A. Achmus / BBS Burgdorf