Von Joachim Dege - HAZ Anzeiger Burgdorf/Uetze vom 13.03.2023

Burgdorf/Isernhagen. Welchen Beruf soll ich einmal ergreifen nach der Schule? Diese Frage beschäftigt alle Schülerinnen und Schüler. Die IGS Isernhagen will fortan Orientierung geben. Die Schulleitung hat eine enge Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Burgdorf verabredet. Die Gesamtschüler sollen vom kommenden Schuljahr an nicht nur einzelne Schnuppertage in Burgdorf verbringen sowie während einer Projektwoche mit 27 unterschiedlichen Lehrberufen Tuchfühlung aufnehmen können. Im zehnten Jahrgang sollen sie einen Schultag pro Woche an der BBS Burgdorf pauken mit dem Ziel herauszufinden, wohin es sie beruflich zieht.

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Die Schnuppertage sind eigentlich nichts Neues. 100 Gesamtschüler des Jahrgangs neun haben in der BBS im vergangenen November bereits erste Eindrücke gewonnen, mit Holz gearbeitet und der Berufsfachschule Kosmetik im Bereich Gesundheit/Soziales auf den Zahn gefühlt. Beide Schulen wollen das Angebot zur Berufsorientierung nun aber spürbar ausweiten und auf ein neues Level heben.

Schnuppertage für die 13- und 14-Jährigen aus Jahrgang acht im kommenden November sind angedacht. Eine praxisorientierte Projektwoche in den Burgdorfer Schulwerkstätten im Mai 2024 zielt auf den Jahrgang neun. Obendrein haben die beiden Schulleiter Jens Könecke und Ulf Jürgensen einen festen BBS-Schultag pro Woche für alle IGS-Zehntklässler vom kommenden Schuljahr an verabredet. Der stellt die größte Herausforderung dar, zumal die Schülertransportfrage mit der Region Hannover im Detail erst noch geklärt werden muss. Erste Gespräche dazu hat Jürgensen mit der Region bereits geführt.

„Wir fangen erst mal klein an“, sind sich die Pädagogen einig. Sie sind deshalb übereingekommen, dass zunächst nur der IGS-Wahlpflichtkurs Technik/Wirtschaft von der Projektwoche profitieren soll. Das sind pro Jahrgang 15 bis 20 Schülerinnen und Schüler, die die BBS dann in zwei kleinen Gruppen in zwei ihrer Werkstätten betreuen will. Wenn sich später einmal alles eingespielt haben wird, sei auch mehr denkbar. Ein Telefonat und zwei Treffen brauchte es in den vergangenen zwei Monaten, und die grobe Struktur für die Zusammenarbeit auf dem Feld der Berufsorientierung war gezimmert.

Für die BBS mischte dabei Christine Buchholz mit. Sie leitet die beiden Beruflichen Gymnasien Wirtschaft und Technik. Für die IGS redete Malte Sprengel, als Fachbereichsleiter zuständig für die Berufsorientierung an seiner Schule, ein Wörtchen mit. Das Feintuning steht noch aus. Die BBS muss abwarten, wie viele Schülerinnen und Schüler sich fürs nächste Schuljahr anmelden und welche Klassen sie dann bilden kann. Für Buchholz steht fest: Der Fokus der Kooperation beider Schulen liegt eher auf dem technischen Bereich. Denn dort herrsche aktuell der größte Fachkräftemangel. Der Praxisunterricht werde zudem um theoretisches Fachwissen angereichert, verspricht sie – während der Projektwoche ebenso wie am BBS-Schultag für den IGS-Jahrgang zehn. Auch kaufmännisches Wissen könne die BBS vermitteln. In welche Richtung es letztlich geht, „hängt vom Interesse der Schülerinnen und Schüler ab“, sagt Buchholz.

Das nach Klasse acht auszuloten ist Sache von Sprengel. Der verspricht sich für die Gesamtschülerinnen und -schüler einen echten Mehrwert. Etwa wenn diese nach der Projektwoche Zertifikate von der BBS erhielten. Diese könnte sie dann später zu ihren Bewerbungsunterlagen legen, sodass potenzielle Arbeitgeber wüssten, das die Bewerberinnen und Bewerber bereits Vorkenntnisse gesammelt haben.

Einen weiteren Zugewinn für die IGS sieht Schulleiter Könecke in der Kompetenz auf dem Gebiet der Technik für die Lehrkräfte der Gesamtschule. Denn seine Lehrerinnen und Lehrer sollen ihre Schüler an die BBS begleiteten. Das ganze Vorhaben sei ein Lernprozess für alle Beteiligten, findet Könecke: „Wir müssen auch auf der Schulleitungsebene lernen, wie sich unsere Schülerinnen und Schüler bei der Berufsfindung aufstellen wollen.“

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„Wir fangen erst mal klein an“: Christine Buchholz (von links), die Schulleiter Ulf Jürgensen (BBS Burgdorf) und Jens Könecke (IGS Isernhagen) und Malte Sprengel. Foto: Joachim Dege