aus: TRUCKER´S WORLD by MAN vom 07.02.2023

BSL-Ausbilder Carsten Witte versteht es, junge Fahrer abzuholen

Witte 2 1024x683

Carsten Witte, Ausbilder der BBS Burgdorf, setzt auf aktive Nachwuchsförderung, statt sich nur über fehlenden Fahrernachwuchs zu beklagen. Genug gejammert, findet er und engagiert sich sehr dafür, die Begeisterung und Motivation junger Fahrer zu fördern.

Es reiche nicht, wenn Unternehmen nur über ihre Internetauftritte signalisierten, auf der Suche nach Fahrernachwuchs und Auszubildenden zu sein, ist sich Carsten Witte, Lehrer der BBS (Berufsbildende Schulen) Burgdorf sowie Kraftverkehrsmeister und Gefahrgutbeauftragter beim BSL – Büro für sichere Logistik, sicher. Viel wichtiger und effektiver sei es seiner Meinung nach, die Jungen und Mädchen bereits in den Schulen zu den Angeboten und Möglichkeiten im Transportsektor abzuholen: „Hier sollten die Betriebe mehr Zeit und Geld investieren“, sagt Carsten Witte, „in die Schulen gehen, Praktika anbieten, die jungen Menschen in die Unternehmen einladen, um einen Einblick in die Praxis zu geben.“

Er selbst weiß, wovon er spricht. Nicht nur, weil er als Lehrer angehende Berufskraftfahrer ausbildet – davor hat er lange Jahre selbst hinter dem Lkw-Steuer gesessen. Die Ausbildung zum Fahrer hat Witte 1988 als 18-Jähriger absolviert. Seine Touren liefen national und international. „Mein Erfahrungsschatz kommt aus dem wahren Leben“, sagt er. Auf Anraten seines damaligen Chefs absolvierte er zusätzlich die Ausbildung zum Kraftverkehrsmeister, die zur Ausbildung von Fahrern berechtigt. Während er als Teamleiter in einem großen Kurier-Express Unternehmen arbeitete, kam das Angebot, als Dozent zu arbeiten und die Module zu unterrichten. „Ich verstehe mich gut mit den Schülern, weil ich kein reiner Theoretiker bin, sondern auch aus der Praxis komme und sie ganz anders erreichen kann“, sagt Carsten Witte.

„Wer nicht mitspielt, kann nicht gewinnen.“

Zu seinem Praxisanspruch zählt auch die Einstellung, dass jeder etwas dafür tun kann, damit Dinge sich ändern: „Nicht immer nur das Negative sehen. Ich möchte auch nichts schönreden, aber wir müssen positiv nach vorne schauen“, sagt er, „es gibt keine Probleme, nur Lösungen.“ Was seinen eigenen Werdegang als Berufskraftfahrer angeht, ist er sich sicher, „was ich als Fahrer erlebt habe, hätte mir kein anderer Job bieten können.“ Zum Beispiel die Tatsache, jeden Tag mit anderen Menschen zu verbringen. Natürlich gebe es auch negative Seiten, wie in jedem anderen Beruf auch. Was für ihn klar für den Fahrerberuf steht:

Man ist systemrelevant.

Das hätte auch schon vor Corona gegolten, so Witte. Außerdem biete die Tätigkeit als Berufskraftfahrer eine gute Basis für den beruflichen Aufstieg. „Auch ich hätte damals nicht gedacht, dass es so viele Möglichkeiten gibt.“ Dabei bezieht sich Carsten Witte auf den Kraftverkehrsmeister, genauso wie auf die Mitwirkung an anderen Gremien, wie beispielsweise Prüfungsausschüssen, dem Verkehrsausschuss oder der Ausbildung zum Gefahrgutbeauftragten. Überall würden junge Menschen gebraucht.

Hätten sich die jungen Leute dann zunächst einmal entschieden mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu beginnen, ginge es auch darum, diese zu überzeugen, tatsächlich auch im Job zu bleiben. Mit der Fragestellung im Hintergrund, wie sich das bewerkstelligen lässt, hat Carsten Witte beispielsweise im Zuge der IAA Transportation im vergangenen Herbst gemeinsam mit verschiedenen Herstellern aus der Branche Themen-Führungen an diversen Messeständen organisiert: Dabei haben er und seine Klassen in Hannover auch den MAN-Stand besucht, die neuesten Fahrzeuge und die Technik kennengelernt. „Alle waren zufrieden, der ein oder andere schwärmt sogar noch davon“, zieht Carsten Witte rückwirkend Bilanz.

Für ihn ist vor allem wichtig, die jungen Menschen, die auf dem Weg sind, Berufskraftfahrer zu werden, zu erreichen. Das läuft zum einen über den breit gefächerten Unterricht, der immer in dreiwöchigen Schulblöcken stattfindet, und im Rahmen dessen die Auszubildenden in 12 Lernfeldern für den Job lernen. Ganz wesentlich ist neben dem theoretischen Erlernten aber auch die Anwendung in der Praxis: Dazu gehört in erster Linie das Fahren, aber auch so wichtige Themen, wie die Abfahrtskontrolle. Den Schülern werden diese praktischen Inhalte an echten Fahrzeugmodellen der Schule nähergebracht. Außerdem dürften aber auch immer wieder Schüler Lkw aus den Firmen, für die sie tätig sind, mitbringen.

Die Fahrzeuge und deren Ausstattung zählt Carsten Witte auch bei 70 Prozent der Fahranwärter zu den wesentlichen Faktoren, warum die Entscheidung für den Fahrerberuf fällt. Umso wichtiger, dass Firmen und Hersteller das Interesse der „Kunden von morgen“ dafür nutzten, wieder mehr junge Menschen vom anspruchsvollen Job hinter dem Steuer zu überzeugen. Dieser Prozess müsste bereits mit entsprechenden Angeboten an Schulabgänger oder solche, die kurz vor dem Abschluss stünden, starten. „Es gibt viele, denen der Job großen Spaß macht“, weiß Carsten Witte, der direkte Austausch könne viel dazu beitragen, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Witte 1 1024x683

Fotos: N.N./ TRUCKER´S WORLD by MAN