Einen eindrucksvollen und interessanten Tag erlebten die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase der Beruflichen Gymnasien Wirtschaft und Technik im Niedersächsischem Landtag.

Die mehr als 100 Schülerinnen und Schülern erlebten ein abwechslungsreiches Programm. Neben einer kurzen Einführung wurde in Form von kurzen Filmclips und Fragen an die Arbeit des Niedersächsischen Landtags beleuchtet.

So informierten sich die Schülerinnen und Schüler darüber, dass eine wesentliche Aufgabe des niedersächsischen Parlaments darin besteht, Gesetze zu verabschieden. Weiter wählt das Landesparlament den Ministerpräsidenten, derzeit Stephan Weil, und wirkt an der Bildung der Regierung mit, kontrolliert diese und die ihr unterstellten Behörden. Zudem wählt der Landtag die Mitglieder des Staatsgerichtshofes und beschließt über den Landeshaushalt. Damit werden die finanziellen Handlungsspielräume für die Landesregierung sowie die weitere Verwaltung bestimmt.

Anschließend durfte die Gruppe eine Plenarsitzung mitverfolgen. Die Sitzung begann mit einer Ansprache der Landtagspräsidentin Hanna Naber, die die furchtbaren Erdbeben in der Türkei und Syrien ansprach und zum Anlass nahm für eine gemeinsame Schweigeminute.

Landtag Saal Zuschnitt

Foto: L. Herre/BBS Burgdorf
Danach standen zwei Tagesordnungspunkte auf dem Programm, von denen der erste so stark zeitlich überzogen wurde, dass der zweite Tagesordnungspunkt („Aktuelle Herausforderung Agrarwende - den Wandel auf Höfen und Äckern gemeinsam gestalten.“) während der Besuchszeit nicht mehr thematisiert werden konnte. Schade, fanden alle Beteiligten!

Aber auch der erste Tagesordnungspunkt war so interessant zu verfolgen, dass anschließend noch ausgiebig darüber diskutiert wurde: Es ging um Schule und die Unterrichtsversorgung! Die Fraktion der CDU hatte einen Antrag eingebracht mit dem Titel „4-Tage-Woche statt Verlässlichkeit für unsere Kinder? Wohin führt der Weg der Kultusministerin?”.

Nach der Rede des Vertreters der CDU nahmen alle anderen Parteien dazu Stellung – und es gab richtig „Zoff“! Zeitweise wurde es sehr unruhig, weil die gegenseitigen Vorwürfe lautstark kommentiert wurden. Für die Wortwahl eines Abgeordneten der AFD rügte die Landtagspräsidentin diesen sogar kurz.

Einig waren sich letztlich alle Parteien dahingehend, dass das Problem des Lehrermangels angegangen werden muss. Die Vorschläge dazu differierten allerdings deutlich.

Leider mussten wir dann die Besuchertribüne für die nächste Gruppe räumen, konnten dann aber anschließend mit zwei Abgeordneten ins Gespräch kommen.

Zu uns in den alten Plenarsaal auf der gegenüberliegenden Straßenseite (die wir durch lange Gänge unterirdisch unterquerten) kam die SPD-Abgeordnete Thordies Hanisch, die im Wahlkreis Lehrte/Burgdorf bei der letzten Landtagswahl am 08. Oktober 2022 das Direktmandat erhalten hat. Sie ist Ingenieurin der Stadtplanung und seit 2013 Mitglied in der SPD. Weiterhin erschien Martina Machulla als Wahlkreispatin der CDU. Sie ist Rechtsanwältin und berichtete, dass sie erst seit 2018 in ihre Partei eingetreten ist und erstmals in dieser Legislaturperiode im Landtag als Abgeordnete tätig ist.

Beide beantworteten geduldig und ausführlich die Fragen der Besucherinnen und Besucher, von der eigenen Automarke bis hin zur Schließung des Lehrter Krankenhauses. Sogar das Verhalten der Abgeordneten während der Plenarsitzung wurde von beiden Vertreterinnen bereitwillig kommentiert. Auch das Wahlalter und die Meinung bzw. Beteiligung der jungen Menschen wurde hinterfragt. Das Thema „Wolf“ fand abschließend genauso Gehör wie die Frage, ob syrische und ukrainische Flüchtlinge gleichbehandelt werden.

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Foto: Focke Strangmanne / Landtag Niedersachsen
Zum Abschluss traf sich die gesamte Gruppe bei der Statue der „Göttinger Sieben“, die als Gruppe von Göttinger Professoren 1837 gegen die Aufhebung der 1833 eingeführten liberalen Verfassung im Königreich Hannover durch Ernst August I. protestierten. Die sieben Professoren wurden deshalb entlassen und drei von ihnen wurden des Landes verwiesen.

Der Ausflug in die Welt der „Demokratie in der Praxis“ war ein gelungener Vormittag, bei dem sich unsere Schülerinnen und Schüler wirklich vorbildlich verhalten und dargestellt haben, sodass die betreuenden Landtagsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter anschließend voll des Lobes über die inhaltlich wirklich interessante Diskussion waren.

Ein herzlicher Dank gilt zudem Lehrerin Heidi Marz, die die Gruppe mitbegleitet hat!