Warum sind zusätzliche Pädagogen für Lernende wichtig? Ein ehemaliger Schulsprecher berichtet.

Von Leonie Habisch - HAZ - Anzeiger Burgdorf vom 10.01.2023

Burgdorf. Schulsozialarbeiter sind da, wenn es Ärger gibt – das zieht sich quer durch alle Altersgruppen. Bei Älteren helfen sie insbesondere bei Prüfungsangst und unterstützen bei der Berufsorientierung. „Das ist wichtig, weil sie Bezugspersonen und Ansprechpartner sind“, sagt Ole Riemenschneider. Er war bis zu seinem Abschluss im vergangenen Sommer Schulsprecher der Berufsbildenden Schulen Burgdorf und weiß, mit welchen Problemen die Schülerinnen und Schüler zu kämpfen haben. Riemenschneider hat am Beruflichen Gymnasium sein Abitur mit Schwerpunkt Elektrotechnik absolviert. Einer seiner Klassenkameraden hatte „krasse Ängste vor dem Abi“, sagt er. Ihm und anderen Mitschülern hat er geraten, mit der Schulsozialarbeit zu sprechen.

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War bis zu seinem Abschluss im Sommer 2022 Schulsprecher der BBS Burgdorf: Ole Riemenschneider. Foto: privat

„Man hat vor den Prüfungen viel Respekt und das wirkt lähmend, besonders wenn man keine andere Perspektive hat“, sagt Riemenschneider. Hinzu kam das Homeschooling, das zwar vor Corona geschützt habe. Dadurch, so seine Wahrnehmung, hätten etliche Gleichaltrige aber auch weniger vom Unterricht mitbekommen. Das habe bei einigen die Prüfungsangst noch verstärkt.

„Die Schulsozialarbeit kann da im Allgemeinen den Druck rausnehmen“, sagt der 20-Jährige. Die Pädagogen gäben Tipps, wie Jugendliche gelassener an die Prüfungen gehen könnten, und sie helfen bei der Suche nach Studien- und Ausbildungsplätzen. Besonders Letzteres könne Sicherheit geben, da die Ausbildung im schlimmsten Fall auch ohne Abitur begonnen werden kann. „Mit einem konkreten Ziel geht man entspannter und zielstrebiger durch das Abitur“, sagt Riemenschneider. Wer genau weiß, worauf er hinarbeitet, habe auch mehr Motivation zum Lernen – fasst er seine Erfahrung zusammen. Sein Klassenkamerad hat Hilfe bei der Schulsozialarbeit bekommen, das Fachabi bestanden, einen Ausbildungsplatz bekommen und ist mittlerweile sehr zufrieden.

Hilfe bei Problemen

Aber nicht jeder Besuch bei der Schulsozialarbeit muss ein konkretes Ergebnis haben. Schüler können auch einfach mal einen Kaffee mit den Pädagogen trinken und über Dinge sprechen, die sie bewegen. „Nicht jeder kommt aus einem guten und sicheren Elternhaus, dem man sich anvertrauen kann“, sagt Riemenschneider. Auch ein richtiger Freundeskreis sei nicht selbstverständlich. „Ich hatte ein paar Mitschüler, die hatten kein schönes Zuhause. Das haben sie zwar nicht offen gesagt, aber man hat es mitbekommen“, sagt er. Da seien Schulsozialarbeiter als Ansprechpartner besonders wichtig. Außerdem böten sie auch Hilfe an, wenn es Probleme zwischen Lehrern und Schülern gibt.

Auch der ehemalige Schulsprecher selbst hat sich bei der Schulsozialarbeit Hilfe geholt – für seine Bewerbung auf einen Ausbildungs- und einen Studienplatz. „Frau Bode, die Schulsozialarbeiterin, hat sich zwei Stunden lang Zeit genommen. Wir sind meinen Lebenslauf und mein Bewerbungsschreiben durchgegangen“, sagt er. Den Platz hat er bekommen. Seit einem halben Jahr lebt der gebürtige Sehnder in Werdeohl im Sauerland, macht eine Ausbildung zum Industriekaufmann und studiert parallel Wirtschaftsrecht an der FH Südwestfalen in Hagen.

Link zum Team Sozialarbeit der BBS Burgdorf