BBS arbeitet an neuer Technologie / Region will Schule zum „Kompetenzzentrum grüner Wasserstoff“ machen

Von Joachim Dege - HAZ - Anzeiger Burgdorf/Uetze vom 25.11.2022

H Lastenrad

Dietrich von Einem (von rechts) und sein Kollege Christoph Falkner betreuen das Wasserstoffprojekt der Technikerschule Fahrzeugtechnik an der BBS in Burgdorf: Die Schüler Marc-Andre Ritter, Lars Rein, Vincenzo Sobo, Johann Schewel und Pascal Müller haben nach ihrer zweijährigen Ausbildung beste Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Foto: Joachim Dege

Burgdorf. Während der niedersächsische Mobilitätsriese VW entgegen der erklärten Wasserstoffstrategie des Landes bislang ausschließlich auf den Elektromotor als Antrieb setzt und den Fortschritt zu verschlafen droht, zeigt die Berufsbildende Schule (BBS) in Burgdorf im kleinen Maßstab, wie die Brennstoffzellentechnologie die Menschen in der Zukunft bewegen kann. Die Technikerschule Fahrzeugtechnik entwickelt aktuell ein mit grünem Wasserstoff angetriebenes Lastenpedelec für den Alltagseinsatz. Die Region Hannover erwägt eine Förderung. Die BBS soll „Kompetenzzentrum grüner Wasserstoff“ werden.

SPD und Grüne in der Regionsversammlung sind sich einig: Die BBS habe das Zeug dazu, Kompetenzen im Bereich grüner Wasserstoff zu bündeln und als Multiplikator zu wirken, indem sie in einem auf zwei Jahre angelegten Ausbildungsgang Fahrzeugtechniker mit der Brennstoffzellentechnologie vertraut macht und in den Arbeitsmarkt entlässt. Der Wirtschaftsausschuss der Regionsversammlung hat in dieser Woche als erstes Gremium einen Antrag der beiden Fraktionen einstimmig goutiert, wonach die Wirtschaftsförderung der Region ein Konzept zum Aufbau des Kompetenzzentrums erarbeiten soll. Sobald es vorliegt, soll die Region das Vorhaben aus ihrem regionalen Wasserstoffprogramm auch finanziell fördern.

Höhe der Förderung noch unklar

Wie viel Geld die Schule von der Region am Ende erhält, sei noch unklar, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Oliver Kluck. Zunächst müssten weitere Ausschüsse und am Ende auch die Regionsversammlung ihren Segen geben. Die Schule selbst hingegen hat bereits eine klare Vorstellung davon, wie sie die eigene Wasserstoffzukunft in die Hand nehmen will.

Zuständig ist an der BBS Christoph Falkner, als Koordinator für die Fachbereiche Fahrzeugtechnik und Metalltechnik Mitglied des Schulleitungsteams. Mit seinem Elektrotechnikkollegen Dietrich von Einem treibt er aktuell die Entwicklung eines Lastenpedelecs mit Wasserstoffantrieb voran und hat dafür mehrere Projektpartner gesucht und gefunden: Die JA-Gastechnology GmbH aus Burgwedel liefert ihr Wasserstoff-Know-how und hilft bei der Komponentenbeschaffung. Radkutsche, ein Hersteller von Lastenrädern aus Süddeutschland, stellt ein Gefährt zur Verfügung. Auch der ADAC sei als Unterstützer im Boot, sagt Falkner.

Schon im Mai nächsten Jahres soll das umgebaute Rad einsatztauglich sein. Mit einer Tankfüllung soll es dann mindestens 40 Stunden beziehungsweise eine Arbeitswoche lang auf der Straße unterwegs sein können, lautet das Anforderungsprofil. Einzusetzen wäre es beispielsweise in der Briefzustellung, sagt Falkner. Das Projekt realisieren gegenwärtig fünf Schüler der Fachschule Fahrzeugtechnik im zweiten Jahr ihrer Weiterbildung zum Techniker, die nach eigener Darstellung Spaß an Innovationen haben.

Fächerübergreifendes Projekt

In ihrer Ausbildung lernen die jungen Männer, die durch die Bank bereits erfolgreich eine Ausbildung im Bereich Fahrzeugtechnik absolviert haben, auch, wie Wasserstoff entsteht. Die BBS verfügt dazu über eine eigene, mit Fotovoltaik betriebene Elektrolyseanlage zur Produktion von geringen Mengen an Wasserstoff. Damit können dann kleine Modellfahrzeuge betrieben werden. Das ganze Projekt ist fächerübergreifend angelegt. Das Berufsbildende Gymnasium Wirtschaft der BBS durchleuchtet wirtschaftliche Gesichtspunkte des Projekts.

Weitere Projekte mit Wasserstoffbezügen hat die BBS laut Falkner längst in petto: beispielsweise ein Velomobil mit Brennstoffzellen-Antrieb und ein Elektrokleinfahrzeug mit Methanol-Brennstoffzellen-Reichweitenverlängerer. Dazu freilich müsse die Schule noch Finanzierungspartner finden.