Zerplatzte Träume: Was ist, wenn von einer Sekunde auf die andere etwas geschieht, das alle Vorhaben, alle Wünsche eines oder mehrere Menschen zunichtemacht? Etwas, das den Abschluss der Ausbildung, Beziehungen, Hobbys und Lebensprojekte abrupt unterbricht? Was, wenn man einen lieben Menschen von einem Moment auf den anderen verliert, wenn plötzlich eine Lücke entsteht?

Genau das geschah bei den real in der Region geschehenen Verkehrsunfällen, die die Polizei Burgdorf unter der Leitung der Präventionsbeauftragten Stefanie Eckler im Rahmen des Projektes „Abgelenkt...ist neben der Spur!“ in zwei berührenden Filmbeiträgen Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschule Wirtschaft der BBS Burgdorf vorstellte. In den vergangenen beiden Schuljahren hatte die Veranstaltung coronabedingt Pause.

Bild WunschballonZunächst startete der Vormittag noch mit einem erfreulichen Austausch. Das Johnny B. hatte seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Jugendlichen, viele von ihnen Fahranfänger*innen, wurden im Foyer von Uwe Bollbach von der Polizei Burgdorf empfangen und schrieben ihre Lebenswünsche und –träume auf Post It’s, die auf einen Luftballon geklebt wurden. Doch schon im Veranstaltungssaal wurde es dunkler. Auf der Bühne ein angeleuchtetes, weißes Holzkreuz. Eines, wie es auch häufig an Straßen steht, um den dort zu Tode Gekommenen zu gedenken. Grablichter standen am Bühnenrand.

Polizistin STefanie Eckler

Nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten, wurden sie zunächst vom Moderationsteam über Fakten aufgeklärt: Wie lang ist eigentlich der Fahrweg, wenn ich im Auto mit Tempo 50 oder 100 vier Sekunden unaufmerksam bin? Wie viele Unfälle resultieren daraus, dass jemand „mal eben schnell“ unaufmerksam war, vielleicht nur einen kurzen Blick aufs Smartphone geworfen hat? Aber auch Emotionen waren von Beginn an im Spiel. So berichteten Polizeibeamtinnen und –beamten von ihrer persönlichen Betroffenheit. „Wir sind auch Menschen. Wenn wir zum Unfallort kommen und dort sehen, dass wegen eines Anrufs, wegen ein paar Sekunden Unaufmerksamkeit, Beteiligte ums Leben gekommen sind, dann ist das schwierig für uns.“. Ein Polizeibeamter und ein Feuerwehrmann waren bei dem tödlich verlaufenen Unfall vor Ort, um den es im zweiten Film des Tages ging.

abgelenkt

Im Saal herrschte gebannte Stille, während die Protagonistinnen und Protagonisten auf der Bühne agierten. Ihre Botschaft kam an: (Lebens)Träume können durch scheinbare „Kleinigkeiten“ in Sekundenbruchteilen zerplatzen.

Im Anschluss an die Veranstaltung im Johnny B. gingen die Jugendlichen in die Schule zurück und sprachen im Klassenverband mit ihren Lehrkräften über ihre Eindrücke und über eigene Erfahrungen mit Ablenkungen im Straßenverkehr. Wenn nur eine oder einer von ihnen sich zukünftig aufmerksamer durch die Straßen bewegt, das Handy beim Fahren in der Tasche, nicht am Ohr hat, die Musik leiser stellt, um auch trotz Kopfhörern die Umwelt wahrzunehmen, haben die Polizistinnen und Polizisten mit ihrem sehr persönlichen Einsatz viel erreicht.

Fotos: Ulrike Bode, BBS Burgdorf