Burgdorf. Dem E-Bike wird angesichts des Klimawandels und des wachsenden Umweltbewusstseins der Menschen wohl die Zukunft gehören. Die Nachfrage nach Fahrrädern mit Elektromotor steigt seit Jahren und hat in der Corona-Pandemie noch einmal Fahrt aufgenommen. Die Berufsbildende Schulen (BBS) Burgdorf bilden die Spezialisten für diese Fahrzeuge aus.

Auf die Mobilitätswende setzt auch Holger Löwenstein, Teamleiter für die Ausbildung der Zweiradmechatroniker. Denn bislang führt dieser dreieinhalbjährige Ausbildungsgang eher ein Nischendasein an der BBS. Das liegt einerseits daran, dass „wir nur mit wenigen Familienbetrieben in und um Burgdorf unterwegs sind“, erklärt Löwenstein. Diese könnten nicht jedes Jahr einen neuen Ausbildungsplatz anbieten. Und Betriebe in Hannover schickten ihre Azubis meist aus alter Verbundenheit an die Berufsschule nach Seesen.

Anspruchsvolle Ausbildung

Andererseits sei die Ausbildung durch den Einzug der Technik in die Fahrradbranche viel anspruchsvoller geworden, sodass dieser Beruf zunehmend mit anderen technischen Ausbildungsgängen konkurriere. Bislang habe die Anna-Stiftung aus Hannover zahlreiche junge Leute mit schwieriger Schullaufbahn in der BBS Burgdorf zu Fahrradmonteuren ausbilden lassen. Die hohe technische Ausstattung der Fahrräder führe aber dazu, dass Fahrradhändler und Werkstattbetreiber kaum noch neue Mitarbeiter brauchen, die nicht an den Hightech-Rädern ausgebildet sind.

Angehende Zweiradmechatroniker haben in Burgdorf die Wahl zwischen den Sparten Fahrradtechnik und Motorradtechnik. In beiden Bereichen ist die BBS laut Löwenstein bestens ausgestattet. In den Klassenzimmern hängen beispielsweise für jeden Auszubildenden Schaltkreise, an denen er mögliche Störungen der Motorradbeleuchtung simulieren kann. „Wir haben auch Labore, in denen sich die Schüler beispielsweise die Funktionsweise von E-Motoren erarbeiten können“, sagt Löwenstein.

In den Werkstätten können die Auszubildenden Störungen an den Zweirädern sowohl analysieren als auch reparieren. Möglich macht das der umfangreiche Fuhrpark der BBS. „Wir haben einen ganzen Klassensatz Mountainbikes, die wir mit den Schülern warten“, sagt Löwenstein. Eingesetzt werden die Räder in Sportkursen der benachbarten Fachgymnasien.

Kunden werden vermessen

Zum Fuhrpark gehört auch eine BMW C-Evolution, ein Hochvolt-Elektroroller, der laut Löwenstein problemlos eine Geschwindigkeit von 110 Stundenkilometer erreicht. Der neueste Zugang ist eine Kawasaki, sie wurde der BBS von einem Händler in Celle gespendet. Stolz ist Löwenstein auf eine weitere Unternehmensspende: ein Körperscanner. Mit dessen Hilfe werde der Kunde vermessen, sodass ein Fahrrad passgenau für den Fahrer eingestellt werden kann. „Eine zukunftsweisende Technik in der Kundenberatung.“

Nach Löwensteins Erfahrungen ist das Hobby Fahrradfahren bei vielen oft der Einstieg in die duale Ausbildung zum Zweiradmechatroniker. Auch die Lehrkräfte seien keine Quereinsteiger. Sie hätten den Umgang mit den Zweirädern von der Pike auf bis zum Meisterabschluss gelernt. „Sie sind bis heute im Rennsport aktiv, wir haben sogar einen Grand-Prix-Fahrer dabei.“

HAZ 2020 07 10

Fachlehrer Sascha Berger schaut zu, wie einer seiner Schüler ein Rennrad so einstellt, dass es exakt zu den Maßen des Fahrers passt.
Foto: Anette Wulf-Dettmer