Erst Fachpraxis und Sprache, jetzt Praktikumsplätze gesucht: Die Schwestern Ghazalah und Rezan zeigen stolz das Frühstücksbrett in Form einer Katze und einer Ente, die sie im Fachpraxisunterricht Holz unter fachkundiger Anleitung von Fachpraxislehrer Frank Buchholz angefertigt haben. Auch Jandar, Asmaa und Nikolina sind sehr zufrieden mit ihren Holzarbeiten, die sie im Laufe dieses Schuljahres schon hergestellt haben: ein Holz-Steckspiel und einen großen, robusten Topfuntersetzer. Alles musste genau vermessen, geschnitten, gehobelt und geschliffen werden. Jede Kante muss schön glatt sein, bevor Lehrer Buchholz zufrieden ist. Ungewohnte Arbeiten für die Sprachschülerinnen aus dem Irak, Syrien, Serbien, dem Sudan und der Türkei. Mit Holzarbeiten hatten die jungen Frauen nicht gerechnet, als sie im August letzten Jahres den Unterricht in einer der beiden Sprachförderklassen der BBS Burgdorf angefangen haben. Neben der Arbeit in der Holzwerkstatt stehen auf ihrem Stundenplan auch noch fachpraktische Übungen im hauswirtschaftlichen Bereich bei Fachpraxislehrerin Henrike Hein. Dort probieren sie Grundrezepte aus und versuchen sich an Näharbeiten.

Die anfängliche Skepsis gegenüber diesem für die Schülerinnen ungewohnten praktischen Unterricht haben sie inzwischen abgelegt. Sie haben herausgefunden, dass das Arbeiten mit den Händen Spaß macht und dass die neue Sprache nicht nur im Deutschunterricht, sondern auch im Fachpraxisunterricht erlernt werden kann. Und Fachpraxislehrer Frank Buchholz betont, dass beim Anfertigen der Holzarbeiten neben praktischen Grundtechniken der Holzbearbeitung auch andere Fähigkeiten gefördert und trainiert werden, die in allen Berufen wichtig sind: präzises Arbeiten, Durchhaltevermögen, auch wenn es mal schwierig wird… Immerhin stecken in den kleinen Holzarbeiten viele Arbeitsschritte und zwischen acht und dreißig Arbeitsstunden. Da muss frau schon mal die Zähne zusammenbeißen…

Diese Erfahrungen können den Schülerinnen dieser Klasse auch im bevorstehenden Praktikum helfen. Da die jungen Frauen nicht nur im Fachpraxisunterricht, sondern auch beim Erlernen der deutschen Sprache sehr gute Fortschritte machen, traut Klassenlehrerin Inga Kutter den meisten bereits in diesem Schuljahr einen praktischen Einsatz in Betrieben zu. „Das ist durchaus nicht in allen Sprachförderklassen so“, stellt auch Deutschlehrerin Petra Krüger fest. „Diese Schülerinnen sind wirklich besonders fleißig und haben sehr schnell die nicht gerade einfache deutsche Sprache erlernt. Ihren Alltag können die meisten sprachlich schon gut bewältigen.“

Alle Lehrkräfte dieser Klasse hoffen, dass die Schülerinnen einen geeigneten Praktikumsplatz finden, um weitere praktische Erfahrungen sammeln und sich sprachlich weiter entwickeln zu können. Betriebe aus dem Raum Burgdorf, die einen Praktikumsplatz für eine dieser engagierten Schülerinnen zur Verfügung stellen möchten, können sich sehr gerne bei Klassenlehrerin Inga Kutter (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) oder im Sekretariat der BBS Burgdorf (05136 8992-0) melden.

BVJ E 2020 01 23

(von links nach rechts: Rezan, Asmaa, F. Buchholz, Jandar, Aischa, Helin, Nikolina;
Vorne: Ghazalah)