Von Joachim Dege / HAZ  - Anzeiger Burgdorf vom 04.05.2019

Burgdorf. Azubis, die mit Technik etwas am Hut haben und auf Zweiräder stehen, kommen an der Berufsbildenden Schule (BBS) am Berliner Ring voll auf ihre Kosten. Die Schule bildet berufsbegleitend Zweiradmechatroniker in den Fachrichtungen Fahrradtechnik und Motorradtechnik aus, ist exzellent ausgestattet und lehrt das Handwerk auf höchstem Niveau. Aber: Der Schule gehen die Schüler aus, weil viele Betriebe ihre Azubis lieber zur BBS nach Seesen schicken – aus alter Verbundenheit.

Viel Bewegung in diesem Beruf Teamleiter Holger Löwenstein brennt für seinen Ausbildungszweig Zweiradmechatroniker und will die Flinte nicht so leicht ins Korn werfen. Darum wirbt er mit Inbrunst für den Beruf des Zweiradmechatronikers allgemein und für die BBS Burgdorf im Besonderen. Die Ausbildung dort sei dem Marktgeschehen weit voraus und ertüchtige die Auszubildenden, die Herausforderungen in der Zukunft zu schultern. Einer Mobilitätszukunft, in der das Zweirad noch an Bedeutung gewinnen werde: „Ist viel Bewegung drin in diesem Beruf.“ Darin stimmt ihm auch der Zweirad-Koordinator der Schule, Christoph Falkner, zu. Er hat ehedem bei Harley Davidson gelernt.

Aktuell hat der Zweiradbereich nur sehr kleine Klassen. Vier Lehrer und ein Fachpraxisleiter unterrichten fünf Schüler im ersten Ausbildungsjahr, elf im zweiten und sieben im dritten. Zu klein womöglich, um auf Dauer überleben zu können. Dabei sind Zweiradmechatroniker gefragte Leute. Betriebe in Burgdorf, Hannover und Umgebung bieten viele Lehrstellen an. Der Markt wächst wegen des Mobilitätswandels.

Die Schule hofft auf mindestens zehn Schüler pro Jahrgangsklasse für die dreieinhalbjährige duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Zwei Jahre lernen alle Zweiradmechatroniker das Gleiche, dann erfolgt die Spezialisierung in Fahrrad- und Motorradtechnik. Fahrräder und Motorräder bewegten sich immer stärker aufeinander zu, sagt Falkner: „Technisch wie vom Nutzen her.“

Ein Fully Mountainbike etwa sei heute vorn und hinten voll elektronisch gefedert. Auch die Schaltung werde mit Akku und Stellmotor gesteuert – Bordcomputer inklusive. Seit 2018 gebe es sogar hydraulische Bremsen mit ABS an Fahrrädern – und auch Antriebssysteme mit Elektromotoren, die im Hinterrad oder im Rahmen verbaut sein können.

Enorme Auswahl an Modellen

Die Spannbreite bei Fahrrädern ist riesig. Sie reicht vom City- und Trekkingrad über das Pedelec mit Tretunterstützung und das für 45 Stundenkilometer zugelassene Speed-Pedelec bis hin zum Elektrobike, das ganz ohne das Treten der Pedale auf Tempo 45 beschleunigt. Über 30 unterschiedliche Fahrräder stehen für den Bereich Fahrradtechnik zur Verfügung, mitsamt Ersatzteilen, Werkstatt und Radlermessstand. In der Motorradtechnik sind es zwei BMW-Maschinen, ein Derbie-Roller für die Schaltplanarbeit, vollständige Diagnose-Technik und Labore. Das alles mache den Beruf so reiz- wie anspruchsvoll, versichert Löwenstein.

Zweirad 01 04.05.2019

Ausbilder Sascha Berger, Zweiradfreak und Radrennfahrer, erläutert seiner Klasse die Technik eines Fully Bikes.

Zweirad 02 04.05.2019 

Holger Löwenstein, Teamleiter des Bereichs Zweiradmechatroniker, zeigt, wie ein Elektromotor funktioniert.

Fotos: Joachim Dege/HAZ