Von Antje Bismark HAZ - Anzeiger Burgdorf vom 27.06.2018

Burgdorf. Auch wenn viele die Gefahren kennen, die das Telefonieren am Steuer mit sich bringt – auf den Griff zum Handy wollen sie trotz gestiegener Strafen nicht verzichten. Deshalb haben fünf Schüler der BBS Burgdorf in monatelanger Tüftelei ein System entwickelt, das Autofahrer akustisch und optisch beim Telefonieren während des Fahrens warnt. Ihre Arbeit präsentierten die fünf Fahrzeugtechniker jetzt vor Unternehmern der Automobilbranche, die dem Projekt ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber stehen.

kfz handy 550

Die Fachschüler Fahrzeugtechnik erarbeiten als Abschlussarbeit eine innovative Lösung rund um ein Auto, die Aufgabe suchen sie sich alljährlich selbst. „Wir haben uns bereits im August vergangenen Jahres überlegt, dass wir ein System zum Erkennen von Mobiltelefonen schaffen wollen“, sagt Alexander Kirbach. Ein Auslöser sei unter anderem gewesen, dass ein telefonierender Autofahrer fast sein Kind überfahren habe, ergänzt Lars Lengacker. Aber, und das sei die wichtigste Frage zu Beginn gewesen, wie lernt ein Auto, ein Handy zu erkennen?

Im Fahrzeughimmel befindet sich eine Kamera, ein Display sendet optische Signale. privat

Ein erster Versuch, dies über aufgenommene Sendewellen zu realisieren, sei gescheitert, berichtet Daniel Völker. Doch davon ließ sich das Quintett nicht entmutigen – und nach sieben Wochen stand die Lösung fest. „Uns war klar geworden, dass Videoaufzeichnungen der Schlüssel zum Erfolg sind“, sagt Völker.

Er platzierte mit seinen Mitstreitern, zu denen auch Alexander Biester und Daniel Asche gehören, eine Kamera im Himmel eines BBS-eigenen Wagens. Sie zeichnet den Bereich zwischen Lenkrad und Oberkörper des Fahrers auf. Ein Car-PC wertet die Aufnahme aus und reagiert in Echtzeit: Nimmt die Kamera ein Handy auf, ertönt ein lautes Signal, während gleichzeitig ein Display unter dem Radio rote Warnlampen aufleuchten lässt. „Gut 400 Stunden Arbeit“, schätzt Kirbach, „stecken in dem System.“ Vor allem das Programmieren habe viel Zeit gekostet, ehe das System jedes Handy als ein solches identifizierte. Letztlich umfasse die Datenbank nun 18 000 Bilder. Natürlich habe es auch Momente gegeben, in denen die Fahrzeugtechniker ans Aufgeben dachten. „Manchmal hat es geholfen, wenn wir uns mit Unbeteiligten unterhalten haben, weil sie fast unbewusst die Lösung aussprachen“, sagt Lengacker.

Die Berufsschüler, die parallel zum Projekt auch ihre Meisterprüfung im Kfz-Handwerk bestanden, sehen durchaus Potenzial für eine Weiterentwicklung. „Das System könnte bei einem Handyverstoß beispielsweise die Warnblinkanlage einschalten oder das Auto abbremsen“, sagte Asche. Die Mitschüler reagierten bei der Präsentation der Arbeit des Quintetts mit gemischten Gefühlen – während das Auditorium sich beeindruckt zeigte.

Ein Patent haben die BBS-Schüler nicht angemeldet, nachfolgende Generationen können das System noch verfeinern. Denn der Prototyp bleibt ebenso wie der Car-PC, den der Schulförderverein finanziert hat, in der Schule.

Weitere innovative Projekte rund ums Auto

Bei der Präsentation an der BBS haben auch zwei weitere Teams ihre Abschlussarbeiten vorgestellt:

  • Überladungskontrolle: Seit Jahren gibt es eine wachsende Zahl von Assistenzsystemen – allerdings nicht für die Beladung von Fahrzeugen. Deshalb entwickelten Marvin Auhage, Timo Brockmann, Jan Paul Hartwig, Tore Passon, Lucas Schwerdtfeger und Marcel Seffer ein System, das dem Kunden die entsprechenden Gewichte bei einer Zuladung anzeigt. Dies erfolgt durch das Zusammenspiel von nachgerüsteter Sensorik, einer Platine zur Auswertung der ausgegebenen Sensorwerte und einer selbst entwickelten Handy-App. Die App fungiert als Ausgabemedium für die von der Platine berechneten Gewichtswerte. Die Zuladung wird dem Fahrer in Kilogramm oder auf Wunsch mit einer farblichen Ampel angezeigt.

  • Umbau einer Ladebordwand: Zurzeit werden auf dem Gebiet der Nutzfahrzeuge hauptsächlich hydraulische Antriebssysteme als Lasthebeeinrichtungen verwendet. Hierfür sind zahlreiche Komponenten notwendig. Ein solches System erfordert zudem umfangreiche Wartungsmaßnahmen. Deshalb rüsteten Marcus Schrader, Niels Heymann, Patrick Kruse, Robert Klinner und Yannick Brandt eine Ladebordwand mit einem konventionellen Antriebssystem auf elektromechanischen Linearantrieb um. bis