Vier Auszubildende nehmen an dem EU-Förderprogramm Erasmus teil und sind Gäste der BBS Burgdorf
VON KATERINA JAROLIM-VORMEIER
Hannoversche Allgemeine vom 12.12.2018 – Ausgabe Burgwedel / Isernhagen

Isernhagen H.B. Pro-ject-Geschäftsführer Sascha Boubrik lobt Arunas Aleksandravicius und Vitalijus Duzinskas in höchsten Tönen. „Sie haben bereits Vorkenntnisse im Metallhandwerk und bringen das nötige Verständnis für den Beruf mit. Sie stellen sich pfiffig an und werden später Vorreiter in ihrer Branche sein“, sagt er seinen Gästen voraus.

Vier Wochen lang nehmen der 33-Jährige und 18-Jährige von der Berufsschule SPRC aus der Stadt ¬Siauliai in Litauen am Partnerschaftsprojekt mit der Berufsbildenden Schule (BBS) Burgdorf teil. Mit zwei weiteren Landsleuten, die in Burgdorfer Firmen untergebracht sind, lernen sie die Praxis deutscher Ausbildungsbetriebe kennen.

Bei der Pro-ject GmbH heißt das: anpacken, bei allem was anfällt. In der großen Fertigungshalle an der Eisenstraße schleifen Aleksandravicius und Duzinskas Rohre und schweißen Einzelkomponenten wie etwa Halterungen für einen Signalmast daran. „Dabei erleben sie die Vielfalt des Metallberufes und können gezielt ihre Kenntnisse mit einsetzen“, sagt der Geschäftsführer.

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Burhan Duyar (von links), Arunas Aleksandravicius, Vitalijus Duzinskas, Vismantas Vaicilius, Darius Patapkinas und Thomas Klein besuchen die Fertigungshalle der Firma Pro-ject Stahl in Isernhagen H.B.

Die unterschiedliche Technik, um Stahl zu bearbeiten begeistere ihn, sagt der 33-jährige Aleksandravicius, der in seiner Heimat bereits ein Praktikum bei einem Metallbauer absolviert hat. Besonders gut findet er, „dass ich sehr viele Fachbegriffe lernen konnte und erste Schweißarbeiten machen durfte“. Und eines hat er bereits gelernt: Den Beruf Schweißer gibt es in Deutschland nicht – dies sei eine Facette eines Schlossers, Metallbauers oder Feinmechanikers, weiß der litauische Berufsschüler zu berichten. „Bei uns fuchst sich jeder als Schweißer ein – und das dauert eineinhalb bis zwei Jahre“, sagt Geschäftsführer Boubrik.

Auch sein Werkstatt-Chef Burhan Duyar ist mit seinen Praktikanten zufrieden. „Sie haben schnell aufgenommen und die Arbeiten umgesetzt, die sie übertragen bekommen.“ Er habe es sich schlimmer vorgestellt – schließlich verständigen sich die Litauer auf Englisch mit den Kollegen in der Fertigungshalle. „Und wenn nötig, auch mit Händen und Füßen“, sagt Duyar.

In Litauen sei die Praxisphase an der Berufsschule sehr viel kürzer, erklärt der Burgdorfer BBS-Lehrer Thomas Klein. Es stünden nur zwei Tage pro Monat zur Verfügung. Im Gegensatz zum hiesigen dualen System, „bei dem die Azubis ein bis zwei Tage pro Monat in der Berufsschule verbringen und ansonsten vollständig in die Betriebe eingebunden sind“, sei die Ausbildung in Litauen überwiegend schulisch mit Monatspraktika. Er betreut den Austausch gemeinsam mit seiner Kollegin Andrea Parade.

Stahlrohre in allen Variationen sind das Kerngeschäft der Pro-ject GmbH.

Europäischen Geist schnuppern konnten die jungen Litauer bei Besichtigungen von VW in Salzgitter, der Autostadt in Wolfsburg und der Fahrzeugbaufirma Carnehl in Pattensen. Außerdem schauten sie sich das Handballspiel von Hannover-Burgdorf gegen den THW Kiel an. „Ich war das erste Mal bei so einem Match“, berichtet Vismantas Vaicilius, der in einer Burgdorfer Firma ein Praktikum absolviert. Trotz der Niederlage für die Hannoveraner sei es ein Erlebnis gewesen, so der 20-Jährige.

Seit 2009 gibt es eine Partnerschaft der BBS Burgdorf mit der Berufsschule SPRC in Siauliai. Die Litauer erhalten durch das Erasmus-Programm der Europäischen Union Unterstützung. „Der Berufszweig Metallbau ist das erste Mal hier. Zuvor waren auch Automechaniker in Burgdorf zu Gast“, sagt Betreuer und Lehrer Klein.

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Arunas Aleksandravicius schweißt ein Rohr zusammen und sein Kollege Vitalijus Duzinskas schaut ihm dabei zu

Fotos: Katerina Jarolim-Vormeier