Gut 3500 Schüler lernen in den beiden BBS – mit unterschiedlichen Voraussetzungen und in ganz verschiedenen Berufen. Am Ende aber steht für alle gemeinsam, dass sie qualifiziert in ihren Beruf einsteigen wollen. Dass dabei Theorie und Praxis zeitgleich gelehrt werden, hat am Sonnabend acht Besucher aus London überrascht.

Von ANTJE BISMARK / Burgdorfer Anzeiger  vom 28.11.2016

Burgdorf. Die Politiker, unter ihnen mit Kath Whittam die Bürgermeisterin des Stadtteils Southwark mit gut 305 000 Einwohnern, und Unternehmer ließen sich von Lehrer Arnd Nadolny und Haustechniker Helge Flocke die Bereiche der BBS am Berliner Ring zeigen. „Für uns ist interessant, dass Firmen in Deutschland den Nachwuchs für die Ausbildung suchen“, sagte Johnson Situ, der im Stadtrat auch für Ausbildung und Arbeitsmarkt verantwortlich zeichnet.

Denn im Gegensatz zum hiesigen, dual strukturierten System gebe es in seiner Heimat keine so klar definierten Wege. Dass dazu auch ein Abitur jenseits des klassischen Gymnasiums gehört, war den meisten ebenfalls neu. „Und das geht hier alles“, staunte Stadträtin Sarah Gibb.

Ob im Bereich der Metallkonstrukteure, bei den Tischlern oder den Informatikern: Die achtköpfige Gruppe staunte über die vielen Geräte, darunter eine hochmoderne CNC-Fräse. „Wer bezahlt das alles?“, erkundigte sich Unternehmerin Velma Bennet. „Das meiste Geld kommt von der Region Hannover als Schulträgerin“, erklärte Nadolny und fügte hinzu, dass der Kfz-Bereich niedersachsenweit als einmalig gilt.

Er wies immer wieder auf die Verbindung von theoretischem Unterricht und praktischem Lernen, zumeist in Betrieben aus der Region Hannover, hin – eine Kombination, die sich Situ auch für London wünschen würde. Dort bilden seiner Einschätzung nach zu wenige Firmen qualifizierten Nachwuchs aus. Mit großem Interesse quittierte er deshalb auch Nadolnys Aussage, dass sich bestimmte Branchen gezielt nach jungen Mitarbeitern an der BBS umschauen. „Das spornt natürlich an“, sagte er bei einem Rundgang durch die Schule, in die die Region derzeit 6 Millionen Euro investiert. Dass künftig ein komplettes Kompetenzzentrum für die Kfz-Sparte den Jugendlichen zur Verfügung steht, konnten die Besucher jenseits des Ärmelkanals noch nicht sehen: Die Umbauten laufen noch. Gleichwohl nehmen sie dies als Anlass, über einen weiteren Besuch am Berliner Ring nachzudenken.

„Denn“, sagte Bürgermeisterin Whittam am Abend bei einem Empfang, „es geht ja darum, dass wir voneinander lernen, um jungen Menschen eine Perspektive bieten zu können.“ Deshalb sei ein solcher Austausch wichtig, auch in Zeiten, in denen der Brexit künftige Treffen möglicherweise erschweren könne.

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Bilder ANTJE BISMARK / Anzeiger Burgdorf